Aberglaube – Philippinen

Christentum, Aswang, Manananggal und Bal Bal

Auf den Phils war ich schon sehr oft. Als gemeiner Tourist bekommt man von dem Aberglauben, Riten und Gebräuchen nicht viel mit. Erst wenn man dort länger lebt, wird man mit diesen Dingen konfrontiert.

Das Irre dabei ist, das die Pinoys zu 80% katholisch sind…aber der Glaube an die ursprünglichen Geister, Götter oder was auch immer ist genau so present. Der christliche Glaube wird auch eher „fundamental“ ausgelegt, bei der doch in weiten Teilen meist ungebildeten Bevölkerung wirken eher die symbolischen Zeichen, wie Abbildungen der Mutter Gottes, als die interlektuelle Auseinandersetzung mit dem Glauben.

In dem Supermarkt in San Jose, wo ich immer meine Einkäufe erledige, werden vor Ostern immer lebensgroße Figuren ausgestellt, die dann am Karfreitag in einem feierlichen Umzug durch die Stadt getragen werden. Passenderweise die Darstellung des letzten Abendmahls von dem Supermarkt…

Regelmäßig zu Ostern lassen sich Männer ans Kreuz nageln oder kasteien sich mit Peitschen an denen Rasierklingen befestigst sind. Die Kirche in den Philippinen distanziert sich von derlerlei Praktiken, aber sie sind nicht auszurottern.

Jedes jahr versammelen sich Tausende, um einmal in ihrem Leben die schwarze Madonna anzufassen. Jedesmal werden Menschen totgetrampelt…Ein Fanatismus, der hierzulande undenkbar ist.

Neben diesem „christlichen“ Fanatismus, gibt es aber noch den sehr weit verbreiteten Urglauben, der zurück geht auf die Zeit bevor die Phils von Spaniern, Japanern und Amerikanern besetzt waren.

Aus (1) Ein Aswang (oder Asuwang) ist ein Ghul, ein leichenfressendes Wesen, der philippinischen Mythologie. In anderen Gebieten ist der Aswang eine vampirähnliche Kreatur, die mit ihrer langen, dünnen und hohlen Zunge die Babys im Mutterleib einer schlafenden Schwangeren aussaugt.

Der Mythos des Aswang ist besonders in den Regionen der westlichen Visayas (da wohne ich!!!) verbreitet. Zudem wird erzählt, dass diese Wesen gerne kleine Kinder verspeisen sollen. Die bevorzugten Körperteile sind dabei die Leber und das Herz.

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Eingebettete Graphik von : https://www.deviantart.com/ubermonster/art/ASWANG-185771108

Coyright: Ubermonster, 2010

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Eingebettete Graphik von: https://www.deviantart.com/jsmarantz/art/Grimm-Season-3-ASWANG-design-464814123

Copyright: JSMarantz. 2014

Wer sich traut, hier gibt es viele Bilder von Aswangs:

Beherzte können sich auch dem Aswang zum Kampf stellen:

Es wird behauptet, man kann die Anwesenheit eines Aswang mittels einer Flasche eines bestimmten Öls erkennen, das aus gekochten und abgegossenen Kokosnussfleisch extrahiert und mit verschiedenen Pflanzenhalmen vermischt wird, wobei besondere Gebete aufgesagt werden müssen. Kommt der Aswang näher oder umstreift in der Nacht das eigene Haus, dann soll das Öl anfangen zu kochen oder aufzuschäumen. Die Reaktion dauert so lange an, bis sich der Aswang wieder entfernt hat.

Eine sehr effektive Waffe gegen diese Geschöpfe ist laut dem Volkstum das Buntot Pagi, eine kleine Stachelpeitsche. Diejenigen, die tapfer genug sind, einem Aswang im Kampf gegenüberzutreten, können ebenso ein glänzendes Schwert aus reinem Silber oder ein Bildnis eines alten Weibes (einer Großmutter) verwenden, um dieses Wesen zu vertreiben. Der Mythos, dass silberne Waffen bösartige Kreaturen zu verjagen vermögen, wurde vermutlich der westlichen Legendenwelt entnommen. Handelt es sich bei dem Aswang um einen Agitot, so kann man diese Untiere durch eine frisch zubereitete Samenflüssigkeit aufhalten, die dem Agitot in den Weg geschüttet oder gewischt wird. Der Agitot wird die Flüssigkeit auflecken, bevor er sein Opfer weiter verfolgt.

Eine weitere Abwehrmöglichkeit ist das Werfen von Salz, das die Haut des Aswang, aufgrund der reinigenden Fähigkeit, die den Salzkristallen in der Hexenkunst nachgesagt werden, verbrennen wird. Mit „Salz“ ist dabei eine Kombination von verschiedenen Alkalisalzen gemeint, nicht Tafelsalz alleine. Hypochlorite und andere Salzarten haben hingegen wohl den gleichen Effekt in Bezug auf einen Aswang.

Spannende Zeitgenossen sind auch die Manananggal. Tagüber sind sie ganz „normale“ Menschen, meistens Frauen oder Metzger. Auf jeden Fall, sollen sie mit totem Fleisch zu tun haben..

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Eingebettete Graphik von: https://www.deviantart.com/shizen1102/art/CM-Manananggal-693190418

Copyright: Shizen, 2017

 Aber nachts laufen sie zur Höchstformj auf…die trennen sich vom Unterleib, bilden Flügel aus und machen Jagd auf Menschen,,,vor allem schlafende schwangere Frauen, denen sie mit ihrer langen Zungen den Fötus raussaugen…

Mir tun die Frauen auf den Phils wirklich leid! Sie glauben fest an diesen Unsinn und haben Angst! Angst auf diese Art ihr Kind zu verlieren! Schrecklich!

Weit verbreitet ist auch der Glaube an die „white Lady“, allerdings treiben diese weßen Damen auch in anderen Ländern ihr Unwesen und wenn man eine sieht, verheißt das Unheil.

Wenn man nachts auf Friedhöfe geht, kann man diesem Bal Bal begegnen, der sich ausschließlich von Leichen ernährt.

https://www.innfinity.in/wp-content/uploads/2018/07/balbal_figure_by_me_by_iaaaaaaaaaan.jpg

Eingebettete Graphik aus (2).

 Weil er eben nur verwesendes Fleisch frißt, soll es sehr starken Mundgeruch haben. Mit seinen Krallen an Händen und Füßen kann er muhelos die Kleidung der Toten aufreißen , um an sein Ziel zu kommen.

Neben diesen genannten gibt es noch zig andere Dämonen, Geister u.v.a.m., die uns Menschen das Leben schwer machen wollen. (siehe (2).

Ein Todesfall

Der Vater von meiner Partnerin Christy, die auf der philippinischen Insel Panay lebt, ist im März 2021 gestorben.

Die Rituale, die dann folgen, hätte ich gerne vor Ort mitbekommen, aber das ging leider nicht, ich durfte nicht einreisen.

Zunächst wird der Verstorbene einalsamiert und zu Hause aufgebahrt. Das dient dazu, das alle nahen Verwandten sich von ihm oder ihr verabschiednen können. Das kann durchaus einige Tage dauern…in dieser Zeit halten einige Verwandte Totenwache, d.h. die sitzen in dem Raum mit der Leiche und spielen Karten…und die müssen natürlich auch beköstigt werden…was durchaus ins Geld geben kann.

In dieser Familie wurde vor kurzem auch ein Baby geboren und damit gab es jetzt Stress. Die Seele des noh nicht beerdigten Vaters könnte das Baby „mitnehmen“, also wurde das Baby möglichst weit von ihm fern „versteckt“.

In der Zeit, wo Papa noch hinieden ist, darf man keine Hähnchen schlachten, denn die Seele des davon fliegenden Vogels könne noch andere Familienmitglieder in den Tod reißen.

Auch darf man keine Schlingpflanzen, wie z.B. Bohnen essen, denn die bohren sich ins Haus und nehmen andere mit…

Am 9. Tag nach dem Tod, darf man nachts nicht schlafen und alle zusammen müssen Abschied nehmen…Christy ist eingeschlafen und wurde morgens wach mit schwarzen Punkten auf den Armen, diese sollen die Asche von Papa symbolisieren…wer die da wohl angebracht hat?

Für die eigentliche Beerdigung wird dann der Sarg durch die Stadt gefahren, gefolgt von einem Trauerzug. Je länger dieser ist, desto bedeutsamer war der oder die Verstorbene…es mischen sich da auch schon mal Leute ein, die den Toten dar nicht kannten…aber sie hoffen auf den (kostenfreien!) Leichenschmaus…

So ungefähr wird es ausgesehen haben:

(1) https://de.wikipedia.org/wiki/Aswang

(2) https://www.innfinity.in/limitless/philippine-mythical-creatures-a-dozen-horrifying-monsters/

Die gesamten Trauerfeierlichkeiten dauern 40 Tage nach dem Ableben, erst dann kehr man zum normalen Leben zurück.

Es sind doch schon grundsätzliche Änderungen im Vergleich zu unseren Ritualien.

In Anderen Ländern Asiens ist der Aberglaube ebenfalls weit verbreitet, selbst im dem Hochindustrieland Japan.