Aberglaube – im Alltag

Vieles von den folgenden Beispielen aus (1), dürfte einem deutschen Leser bekannt sein. In Asien gibt es z.T. sehr viel drastischere Beispiele, aber dazu später mehr.

Hufeisen

Der bekannteste Glücksbringer der Welt muss sieben Löcher haben und gebraucht sein. Das Material (Eisen) gilt von alters her als Zauber abwehrend. Auch das Pferd, dass das Hufeisen trägt, gehört seit Jahrtausenden zu den magischen und zauberisch wirksamen Tieren. Nach überwiegender Meinung sollte das Hufeisen mit der Öffnung nach oben angebracht werden, weil es dann der Mondsichel gleicht oder einem geöffneten Geldsack.

Dem Aberglauben nach geht das Glück des Hufeisens auf den heiligen Dunstan zurück. Dunstan soll dem Teufel den Huf unter Schmerzen beschlagen haben und hörte erst mit dem Hämmern auf, nachdem der Teufel ihm versprochen hatte, alle zu verschonen, die ein Hufeisen besaßen.(3)

Glücksklee

Ein Kleeblatt mit vier Blättern – das ist Glücksklee. Es ist wichtig, dass man das Blatt selbst findet – und zwar zufällig. Wer danach zielstrebig sucht und eines findet, hat keinen Glücksbringer gefunden – so die strenge Auslegung. Forscher glauben, dass das vierblättrige Blatt durch seine Kreuzform zum Glücksbringer wurde, schließlich gilt das Kreuz als stärkstes Abwehrsymbol des Bösen. Klee mit mehr als vier Blättern gilt übrigens als Unglück bringend – vor allem das fünfblättrige Kleeblatt.

Schornsteinfeger

Beim „schwarzen Mann“ liegen Glück und Unglück nah beieinander. Durch seine schwarze Kleidung und rußige Haut galt er als Kinderschreck und Unglücksbote. Zugleich aber übte der Schornsteinfeger eine wichtige Funktion aus, indem er für eine intakte Feuerstelle sorgte. Früher glaubte man, dass sich im Rauch des Kamins oder Herdes die Dämonen verbargen. Deshalb glaubte man auch, der Kaminkehrer könne mit dem Teufel in Verbindung treten und Geister bannen – also von einem Ort zum anderen transportieren. Deshalb hielt man ihn des Zauberns für fähig – im Guten wie im Schlechten.

Fliegenpilz

Der Fliegenpilz hat berauschende Wirkung. Sein Genuss ruft Halluzinationen vor: Man glaubt fliegen zu können, seinen Körper zu verlassen. Noch Anfang des 20igsten Jahrhunderts war er wesentlicher Bestandteil der „Hexensalbe“ (auch Flugsalbe genannt). Diese Wirkung ließ vermutlich die Menschen glauben, der Pilz sei beseelt. In vielen alten Märchenillustrationen wird der Pilz deshalb auch als lebendiges Wesen mit Gesicht und Hut dargestellt. Hinzu kommt die Rotfärbung des Hutes. Rot gilt als antidämonische und Hexen abwehrende Farbe.

Schwein

„Schwein gehabt“ heißt es, wenn jemand Glück hatte. Über Jahrtausende war das Schwein das wichtigste Nutz- und Opfertier bei den Völkern nördlich der Alpen. Alles vom Schwein und alles, was mit ihm zusammenhängt, galt als heilend – z.B. sollte Schweinegalle gegen Verstopfung, Epilepsie und Frostbeulen helfen. Aus der wichtigen Rolle des Schweins bei der menschlichen Ernährung und aus seiner Verbindung zur Dämonenwelt lässt sich die Herkunft als Glücksschwein herleiten.

Marienkäfer

Einen Marienkäfer zu sehen oder von ihm angeflogen zu werden, soll Glück bringen. Allerdings darf man ihn nie abschütteln oder töten – das bringt Unglück. Der Marienkäfer gilt als Tier, das Gott geweiht ist. Angeblich fliegt er direkt in den Himmel und bringt von dort Gaben und sogar kleine Kinder zu den Menschen (daher auch der Kosename Himmelskindchen oder Engelein). Er gilt zudem als Glücksbringer durch seine rote Farbe, die als antidämonisch gilt und durch die sieben Punkte. Auch die Sieben gilt als magische Zahl.

Münzen in den Brunnen werfen

Münzen in Brunnen zu werfen, soll Glück und Wohlstand bringen. Im Fontana dei Trevi-Brunnen in Rom sind z.B. Münzen aus aller Welt zu finden. Der Brauch geht zurück auf frühere Zeiten, wo die Menschen glaubten, mit einer Opfermünze die Wassergeister befrieden zu können. Besonders die Müller brachten früher Opfergaben für die Wasserwesen, die nach altem Glauben im Mühlbach hausten.

Schwarze Katze von links

Die schwarze Katze von links ist einer der bekanntesten Unglücksbringer. Die Katze gilt seit vorchristlichen Zeiten als Tier, das in Verbindung zu jenseitigen Welten steht. Seit dem Mittelalter gilt das Tier als häufigste Erscheinungsform von Hexen. Hinzu kommt, das schwarz als Farbe der Unterwelt gilt. Wer daran glaubt, sollte deshalb dem Tier ausweichen und zur Sicherheit dreimal ausspucken.

Käuzchen-Ruf

Der Ruf eines Käuzchens soll Unheil ankünden. Früher hieß es: „Wenn der Waldkauz schreit, stirbt jemand in der Nachbarschaft.“ Der Kauz wird wie die Eule als Nachtvogel der Dunkelheit zugeordnet. Er gilt als Symbol der Traurigkeit. In der Antike hieß es, Käuzchen seien Botschafter der Hexen und würden an Zusammenkünften der Geister teilnehmen. Daraus schließt der Volksglaube, dass das Käuzchen frühzeitig weiß, wer Sterben muss. Und das verkündet er durch seinen schaurigen Schrei in der Nacht.

Ein Bild fällt von der Wand

Wenn ein Bild von der Wand fällt, kündet es Unheil an, das nahe stehende Menschen betrifft. Der Aberglaube wurzelt in der Überzeugung, das Abbild eines Menschen beinhalte einen Teil von dessen Seele oder Kraft. Als Folge geschieht das, was mit dem Bild passiert auch der Person selbst.

Ein Spiegel zerbricht

Wenn ein Spiegel zerbricht, hat man sieben Jahre Unglück. Der Aberglaube entstammt der Zeit, in der ein Spiegel wertvoll war, als jeder Haushalt höchsten einen besaß. Nur die wenigsten kannten das Spiegel-Prinzip und insofern galt es vielen als Zauberei, wenn man sein Abbild sehen konnte. Spiegel wurden von jeher auch für Zauberei eingesetzt: So hielt man einen Spiegel ins Gewitter, damit die bösen Wetterdämonen am eigenen Anblick erschreckten. Wenn nun ein so wertvolles, zaubermächtiges Ding zerbricht, kann dies nur schlimmes Unglück bedeuten.

Freitag, der 13.

Schon der Freitag an sich gilt als Unglückstag der Woche. In Verbindung mit der Unglückszahl 13 doppeln sich die unguten Einflüsse. Das der Freitag zu einem Unglückstag wurde geht einher mit den christlichen Einflüssen: Alle Freitage im Jahr waren dem Gedenken an Christi Tod am Karfreitag gewidmet. Der Freitag war zum Trauertag geworden. Freitag ist auch Hexentag der Woche, an dem alle weiblichen elbischen Wesen ausfahren und Unheil anrichten können. Deshalb soll man auch am Freitag nichts Neues anfangen, nicht umziehen, keine Reise antreten. Berühmte Leute wie Napoleon oder Bismarck vermieden es z.B., am Freitag Schlachten zu beginnen oder Verträge zu unterschreiben.

Drei – die vollkommene Zahl

Es heißt: Alles was dreimal geschieht ist gut. So wünscht man z.B. auch toi,toi, toi. Zauberformeln werden dreimal wiederholt oder man macht drei Kreuze. Die Zahl Drei zieht sich durch die gesamte Religionsgeschichte – angefangen bei der christlichen Trinität Gottvater, Sohn und Heiliger Geist, über die Heiligen Drei Könige oder Jesus, der drei Tage im Grab lag. Magische Dreiecke gibt es als Amulette – zur Abwehr von Hexen oder Dämonen. Auch ist drei die Zahl der natürlichen Ordnung: Alles hat einen Anfang, eine Mitte und ein Ende.

Bei Gähnen die Hand vorhalten

Heutzutage gilt es als unhöflich oder schlecht erzogen, wenn man beim Gähnen nicht die Hand vor den Mund hält. Früher aber machte man dies aus Angst. Verbreitet war der Glaube, dass jede Körperöffnung von lauernden Dämonen genutzt würde, um in den Körper des Menschen zu gelangen. Man glaubte, dass der Betroffene dann besessen oder geisteskrank würde.

Beim Sterben verliert der menschliche Körper 21 Gramm
Das ist das Gewicht der menschlichen Seele

Diese Behauptung beruht auf Experimenten, die der amerikanische Arzt Duncan MacDougall im Jahre 1907 durchgeführt hat. Die Wissenschaftlichkeit und Präzision dieser Versuche ist jedoch höchst fragwürdig, auch die Neutralität, bzw. grundsätzliche Glaubwürdigkeit seiner Angaben ist umstritten. Der Arzt maß das Gewicht von sechs sterbenden Patienten. In nur einem Fall konnte er die 21 Gramm auch tatsächlich ermitteln. Die sonstigen Messergebnisse haben stark varriiert. Auch die im Vergleich zu heutigen Waagen schlechte Messgenauigkeit ist ein weiterer Punkt, wenn man bedenkt, dass es sich um sehr kleine, feine Maße handelt, die der Arzt mit seinen „21 Gramm“ zu wissen glaubte. Allein schon deshalb lässt sich die Meinung, dass jeder Mensch 21 Gramm, oder dass der Mensch durchschnittlich 21 Gramm beim Sterben verliert, gar nicht auf rationaler Basis aufrechterhalten. Man nimmt heute an, dass Duncan MacDougall zudem in erster Linie religiös motiviert war, was dieses Thema anbelangte. Er führte auch mit Hunden Experimente durch und stellte bei ihnen kein Gewichtsverlust fest. Er persönlich fühlte sich dadurch aber in seiner Meinung bestätigt, dass nur Menschen eine Seele haben können.

Neben den bereits erwähnten Schwierigkeiten, kommt aber noch die Tatsache dazu, dass dieser geringe Gewichtsverlust sich auch leicht ganz anders erklären lässt, wie etwa durch den finalen Schweissschub, wobei 21 Gramm sehr rasch verdunsten können. Der Körper eines Hundes funktioniert hierbei logischerweise erheblich anders.

Es gibt somit entgegen weitverbreiteter Gerüchte kein wissenschaftlich ermitteltes „Gewicht der Seele“ und auch die im Kinohit getätigte Äußerung, dass wir alle beim Sterben 21 Gramm verlieren entpuppt sich als Mythos.

Über den Tellerrand geschaut aus (2):

In Russland achten abergläubische Menschen auf ihr Besteck. Wenn während des Essens ein Messer vom Tisch fällt, kommt bald ein Mann zu Besuch. Wenn eine Gabel oder ein Löffel auf den Boden fällt, erwartet man Damenbesuch. Streit solle es wiederum geben, falls ein Messer über Nacht auf dem Tisch liegt.

Abergläubische Vietnamesen tragen im Haus keine Mützen. Sie befürchten, dass sie dann nicht mehr wachsen.

In Südkorea fürchten sich Menschen davor, bei eingeschaltetem Ventilator zu schlafen. Sie haben Angst, daran zu sterben.

In den Niederlanden bringt es Unglück, beim Essen zu singen. Laut dem Aberglaube lockt man damit den Teufel an.

Auf den Philippinen sollten Sie bei einem Unwetter besser keine rote Kleidung tragen. Damit würden Sie nämlich laut Aberglaube Blitze anziehen.

Viele Menschen hierzulande sagen beim Feiern zu fortgeschrittener Stunde oft, dass das nächste Glas das letzte sei. Auf Kuba sollten Sie auf solche Aussagen besser verzichten: Dort befürchten die Menschen, dass der nächste sonst auch der letzte Drink Ihres Lebens ist.

Wenn Sie in Norwegen gutes Wetter genießen, sollten Sie besser nicht die Sonne anpfeifen. Sonst wird es in Kürze anfangen zu regnen.

Während in Deutschland abergläubische Menschen Angst vor der Zahl 13 haben, fürchtet man in Japan die 4. Sie wird dort ähnlich wie das japanische Wort für „Tod“ ausgesprochen.

Wenn Sie in Peru abends Salz kaufen wollen, könnte das schwierig werden. Abergläubische Ladenbesitzer befürchten dort nämlich, dass das finanziellen Schaden an ihren Geschäften verursacht.

Wenn Sie in Schottland zu einer Hochzeit eingeladen sind, sollten Sie besser nichts Grünes anziehen. Das bringt dort nämlich dem frisch verheirateten Paar Pech. 

(1) https://deecee.de/mystery/geschichten/aberglaube/

(2) https://praxistipps.focus.de/aberglaube-10-interessante-beispiele-aus-aller-welt_120803

(3) https://praxistipps.focus.de/hufeisen-bringen-glueck-das-steckt-dahinter_116411

Bilder vom Aberglauben

In der Quelle (1) ist eine Vielzahl von frei zugänglichen Bildern gesammelt, die zu dem Thema etwas beitragen. Einige davon zeige ich hier, wer tiefer einsteigen möchte…der Link führt zu der Quelle.

(1) https://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Superstitions?uselang=de