Das Ende der Prohibition

Vor allem nach dem „Valentines day massacre“ von 1929 begann die Stimmung im Land umzuschwenken. Die Presselandschaft hatte sich in den späten 20’gern ebenfalls verändert, die sogn. „yellow press“ wurde immer bedeutsamer, in der reißerisch Gewalttaten veröffentlicht wurden. Es wurde auch eine neue Technik der Fotorasterung angewandt, so daß im Blut liegende Leichen noch viel realistischer abgebildet werden konnten.

Doch auch in den Kirchen regte sich so langsam der Widerstand.  Man war durchaus für die Prohibition aber die daraus erwachsenen Nebenwirkungen waren doch zutiefst unchristlich, so das man eigentlich für die Prohibition war, aber dann doch nicht, zumindest so nicht…wie auch immer.

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Die Anti Salon League spürte natürlich die beginnenden Umschwungs Stimmung und reagierte entsprechend gereizt. So war 1927 berichtet worden, das viele Menschen durch den „Genuß“ von Holzalkohol, der ja auf Geheiß der Regierung mit Gift versetzt war, umgekommen waren. Wheeler meinte, wer Holzalkohol trinke, begehe nun mal nicht sehenden Auges Selbstmord (Welskopp, 2010, S. 458). Hearst, der u.a. den „Chicago Herald & Examiner“ herausbrachte und dessen Publikationen in der Mitte der 30’er Jahre täglich 20 Mill. Menschen erreichte (!), reagierte scharf auf diesen Starrsinn und zunehmende Radikalisierung der League. Er klagte 1929 bitter die Situation im Land an und kam zu dem Schluß:

„Was ist aus unserer verehrten amerikanischen Handlungsfreiheit, unser stolzen amerikanischen Freiheit des Individuums geworden?“   

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Ein weiterer Sargnagel im Bestreben der Anti Saloon League ihre Ideen aufrecht zu halten war der  „Wickersham Report“. Präsident Hoover hatte 1929 eine Kommission (Wickersham commission) eingerichtet, die aus 11 hochkaratigen Mitgliedern bestand und, die den Auftrag hatte, das kriminal Gesetzsystem und die Umsetzung durch die Polizei zu untersuchen, sowie Vorschläge zu unterbreiten, wie man dieses optimieren könne.

In der Zusammenfassung des Reports (und nur den hat der Präsident wahrscheinlich nur gelesen) wurde die  Verschärfung der Prohibitionsgesetze gefordert, der umfangreiche Teil allerdings beschreibt schonungslos die Mißtände im Land.

Wenn man heute die Präsidentschaftswhahlen in den USA verfolgt, so fällt eines, gegenüber den Wahlen in Deutschland auf: die Bedeutung der „Polls“ (Umfragen). Die Zeitschrift „Literary Digest“ hatte sie mit aufwendigen Briefaktionen in den 20’er Jahren eingeführt.

In einer 1922 durchgeführten Umfrage kam die Prohibition sehr gut weg, 1930 dagegen wurde sie abgrundtief verbannt. Neben der kompletten Abschaffung (repeal: Abschaffung) der 18. Verfassungsänderung war zwischendurch auch die „modification“ Bewegung entstanden, die sich dafür einsetzten, leichtes Bier und Wein zuzulassen. Aber die Repeal-Bewegung war auf 40% der Umfragewerte angewachsen.

Allerdings waren die Ergebnisse, wie auch nicht anders zu erwarten, in dem „knochentrockenen“ Staaten im mittleren Westen und im Süden anders. Hier war die Meinung, man sollte die Gesetze noch verschärfen (enforcement)  deutlich vertreten.

Wenn an diese Ergebnisse sieht, so ist diese Meinungsverschiedenheit bis heute so geblieben, bei jeder Präsidentenwahl aufs neue…die Staaten an den Küsten sind die „fortschrittlichen“ und dazwischen…das kann man mehr oder weniger vergessen.

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Pauline Sabin

..war eine einflußreiche Persönlichkeit und stammte aus sehr wohlhabenden Verhältnissen. Ursprünglich förderte sie das republikanischen Umfeld wandelte sie sich bis hin zu späteren Unterstützung des Demokraten FD Roosevelt.

Sie gründete die „Women’s Organization for National Prohibition Reform“ (Frauenbewegung für die Reform der nationalen Prohibitionsgesetze) und war gewissenmaßen der moderne Counterpart zu der sehr konservativen und verknöcherten „Woman’s Christian Temperence Union“, die im 19. Jahrhundert die Vorbereitung der Prohibition vorbereitet hatte.

Ganz im Sinne einer modernen Lobbyorganisation gewann sie Stimmen im ganzen Land. Sie war im Grunde gegen Alkohol, aber benutzte die gleichen Argumente, die die WCTU seinerzeit ins Feld führte um die Prohibition einzuführen: die Prohibition zerstört die Familie! Durch die wachsende Gewalt werden unsere Kinder in das Unheil geführt!

Später unterstütze sie vehement die „repeal“ Bewegung, sie schlußendlich zur Abschaffung der Prohibition führte. Höhepunkt ihrer Aktivitäten war ein Marsch nach Washington, wo sie vor dem Capitol eine flammende Rede hielt.

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Repeal

1929 brach in den USA die Wirtschaft komplett zusammen. Es ist hier nicht der Ort über die Ursachen und Hintergründe davon zu berichten. Die Wahl von FD Rooselvet zum Präsidenten war ein fulminante Erfolg der Demokraten.  Tatsache ist aber, das sich der Staat und die Gesellschaft sehnlichst neue Jobs herbei wünschten und so unterschrieb er am 22.3.1933 den Cullen-Harisson-Act, der die Herstellung von Bier und Wein mit 2,5% Alkohol erlaubte.

Das Parlament hatte schon, noch bevor Roosevelt im Amt war, die 21. Verfassungsänderung am 20.2.1933 eingebracht, die die 18. wieder aufhob, allerdings mit der Auflage, das die Einzelstaaten die Einzelheiten regeln sollten.

Am 5.12.1933 hatte die notwendige Mehrheit der Einzelstaaten die 21. Verfassungsänderung ratifiziert, damit war die Prohibition Geschichte.

Allerdings dauert es noch ziemlich lange, bis einige Einzelstaaten, dem auch Folge leisteten, Mississippi 1966 war der letzte.

Bis heute gibt es allerdings lokal noch viele Regelungen und Bestimmungen, die den Kauf und Genuß von Alkohol regeln, aber die übergeordnete Regelung war endgültig gescheitert.

Alcohol control in the United States

Aus Wikipedia, Fry 1989 Rot: dry gelb: semi-dry blau: wet

Ein Aufschrei ging durch die „wet“States und Paraden und Massenbesäufnisse waren die Folge, die aber doch nicht so ausschweifend ausfielen, wie zuerst vermutet. Die Lager mussten ja erst aufgestockt werden.

Die Brauereien öffneten ihre Tore, Faßmacher, Fahrer, Chemiker und wer noch alles im Geschäft war, konnte aufatmen.

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Folgen der Prohibition

In medizinischer Hinsicht war die Prohibition, aufs ganze Land gesehen, sicherlich positiv. Der insgesamt konsumierte Alkohol ging zurück, allerdings der, der getrunken wurde, machte doch viele Menschen eher krank als blau, bzw. raffte sie dahin.

Das Verhältnis der Menschen zum Staat hat sich sicher nicht gebessert. Amerikaner denken eher lokal und regional, aber nicht national, geschweige denn global („Gott hat den Krieg erfunden, um Amerikanern Geographie beizubringen“) und die Einmischung der Prohibitionspolizei nervte.

Viele kleine Brauereien und Destilleries hatten die Prohibition nicht überlebt. Eine Konzentration des Big Business, die sich mit irgendetwas anderem oder halb-legalem über Wasser halten konnten, war die Folge.

Als nun das illegale Geschäft mit den Drinks vorbei war, führte das aber nicht zur Auflösung der kriminellen Strukturen, die Ende der 20’er Jahre so erfolgreich gewesen waren

Die Gangs suchten sich eben neue „Geschäftsfelder“ und fanden diese im Drogengeschäft.

Als Resumee ist also festzuhalten, die Prohibition, hervorgerufen durch Lobbyarbeit einer christlich-konservative Bewegung, hat dem Land dauerhaften Schaden zugeführt. Es ist noch nirgends zu keiner Zeit gelungen, Alkohol zu verbieten.

Ich hoffe, ich konnte das umfassend genug darstellen.

Hier noch eine kurze Darstellung für Eilige: