Die Umsetzung in der Einzelstaaten

53 % der Einzelstaaten hatten schon vor der Verabschiedung der Bundes-Gesetze eigene Anordnungen verfügt, die aber z.T. hinter dem Volstead Act zurück blieben.

Es gab neben den „dry“ States allerdings auch „wet“ States, denen die ganze Geschichte völlig egal war. Die „dry“ States übertrumpften sich gegenseitig, wie sie das Gesetz auf ihrem Staatsgebiet umsetzten und welche Strafen bei Missachtung verhängt wurden. Hier einige Regelungen aus den Einzelstaaten:

  • New York: Der bekennend „feuchte“ Gouverneur Al Smith hatte ein Gesetz eingebracht, das die Obergrenze auf 2,5 % anhob, welches vom Obersten Gericht kassiert wurde, da es gegen das Volstead Gesetz verstieß. Er behauptete, wenn ich es so machen würde, wie es im Volstead Act vorgeschrieben ist, würde 1/3 der Bevölkerung von Gericht gezerrt, ein weiteres Drittel wäre als Jury beschäftigt. Also lies er den Fall einfach „offen“.
  • Rhode Island weigerte sich ein Gesetz zu erlassen
  • Maryland tat desgleichen
  • Der Gov. von New Jersey sagte, dass sein Land genau so wenig trocken gelegt werde, wie der atlantische Ozean
  • Der Gov. von Staat Washington sagte, er würde noch nicht mal so viel Geld wie für eine Briefmarke ausgeben, um die Prohibition durchzuführen
  • Nevada, Montana und Wisconsin nahmen später ihre eigenen Gesetze zurück
  • Idaho gestattete Hausdurchsuchungen und Beschlagnahmungen ohne richterlichen Durchsuchungsbeschloss
  • Wenn man in Virginia „berauscht“ aufgegriffen wurde, drohte eine Gefängnisstrafe für den Fall, dass man sich weigerte, über die Quelle des Rausches Auskunft zu geben
  • In Kentucky bestraften Richter Verstöße gegen die staatlichen Verbotsstatuten mit bis zu 10.000 $ oder 10 Jahren Gefängnis.
  • In Nebraska wanderte man schon bei der ersten Verletzung ins Zuchthaus.
  • Georgia verbot der Besitz von Alkoholika, selbst wenn sie nachweislich vor Inkrafttreten der Prohibition erworben worden waren.
  • In Indiana galt der Besitz oder Betrieb einer Destillieranlage als schweres Verbrechen, das mit Haftstrafen bis zu 5 Jahren bewehrt war.
  • In Kansas und Michigan hatte man die sogn. „three strike rule“ eingeführt, nach deren dem Baseball entlehnten Metaphorik eine Person „endgültig aus“ war, die drei Mal gegen das Alkoholverbot verstoßen hatte. Drei Verurteilungen bedeuteten lebenslange Haft.

Welskopp, 2020, Seite 94.

Ein weiteres großes Problem war die Kontrolle der Einhaltung der Prohibition. In den „dry“ States regelten das die Staaten selber, die „wet“ States, verwiesen auf den Bund, er habe die Suppe eingebrockt, jetzt soll er  sie gefälligst auch auslöffeln. Will hießen, der Bund sollte die Kräfte stellen und bezahlen, die das Gesetz kontrollieren sollten.

In zwei Bundesbehörden war die Zuständigkeit für die Durchführung der Prohibition angesiedelt, einmal im Finanzministerium eine neue Behörde für Prohibition, die sollte Beweismaterial sammeln, Schmuggelgut vernichten und Gesetzesbrecher verhaften. Aber der Kongress genehmigte nur 1500 Agenten, um das gesamte Land zu kontrolliern, also einen für 70666 Amerikaner. Das Justizministerium hatte für die Strafverfolgung zu sorgen.

Der Bund pochte darauf, das die Einzel-Staaten für die Kontrolle Budget bereitstellen sollte, aber die meisten Staaten weigerten sich, und so kam nur ein Budget zusammen, das ein 1/8 dem entsprach was für den Schutz der Jagd- und Fischereigesetzte bewilligt wurde.

Den Prohibionisten waren diese fleckenhaft uneinheitliche Verteilung der Gesetzestreue und Hass auf den Alkohol ein Grauss. Sie führte dazu, dass „nasse“ Nachbarstaaten, beliebte Ausflugs- bzw. Einkaufsziele wurden, wie auf diesem Bild schön zu sehen:

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