Die Drahtzieher

Wenn man bedenkt, welch riesige Nachfrage im ganzen Land, aber vor allem in den großen Städten, herrschte, so verwundert es nicht, das findige Gestalten das ausnutzten und zwar in ganz großem Stil! Viele von diesen „Geschäftsleuten“ rekrutierten sich aus Banden von Jugendlichen, die in den Straßen von New York oder Chicago zunächst ganz klein mit den üblichen Verbrechen angefangen hatten und dann im Zuge der Prohibition an das große Geld gelangten. Es gibt viel Literatur über die Banden und Bandenkriege, hier ein paar wenige Beispiele:

Roy Olmstead

Roy Olmstead war Polizist in Seattle und war erwischt worden, als er einen Konvoy mit geschmuggelten Kanadischen Whiskey in der Nähe von Seattle abtransportieren wollte. Er wurde zur Zahlung von 500 $ bestraft und beschloß daraufhin, groß in das Geschäft einzusteigen. Er baute in Seattle ein beeindruckendes Unternehmen auf, vom Fahrer bis zum Fachanwalt, vom Lagerarbeiter bis zum Steuerberater und belieferte die ganze Stadt, incl. den Bürgermeister und den Polizeipräsidenten. Er schäffelte in einer Woche so viel, wie er in 20 Jahren als Polizist verdient hätte.

Er wurde 1925 verhaftet und 1926 zu 4 Jahren Zwangsarbeit verurteilt. Hintergrund seiner Verhaftung war das Abhören der Telephone in seiner Firma, was er vehement als verfassungswidrige Praxis durch alle Instanzen anklagte. Der Supreme Court sah das aber schließlich anders…(s.o.)

Nach der Prohibition wurde er von Pres. Roosevelt rehabiltiert, nachdem er 100.000 $ Steuern nachgezahlt hatte. Er starb 1966  friedlich im Kreis seiner Familie.

George Remus

George Remus war ein erfolgreicher Strafverteidiger im mittleren Westen. Er war ein Sohn deutscher Einwanderer, der sich den Status als Anwalt hart erkämpft hatte. In seinem berühmtesten Prozeß  wandte er erstmalig die „zeitweiligen Unzurechnungsfähigkeit“ als Verteidigungs-Strategie für einen Frauenmörder an, allerdings erfolglos.

Später verteidigte er Angeklagte aus dem Umfeld der Prohibition und war erstaunt darüber, wie reich diese Leute waren, die sich von einfachem Straßengangster zum wohlhabenden Schmuggler gemausert hatten und verhängte Geldstrafen locker „aus der Westentasche“ hinblätterten.

Er beschloß ebenfalls in das Geschäft einzusteigen und nutze Lücken im Volstead Act aus, indem er noch bestehende Brennereien und Apotheken aufkaufte. Er war so gleichzeitig Hersteller und Verkäufer. Er schmierte einen hohen Justizbeamten in Washington, der ihm versprach, er würde „nie“ ins Gefängnis gehen und führte ein Unternehmen mit 3.000 Mitarbeitern.

Er heiratete zum zweiten Mal seine ehemaliges Sekretärin, Imogene.

Rauschende Feste veranstaltete er in seiner Villa in Cincinnati, beschenkte z.B. seine Gäste mit einem neuen Auto!

Später wurde er aber des Schmuggels überführt und verurteilt, da der geschmierte Beamte leider verstorben war. Er war auf einer Liste von korrupten Politikern aufgetaucht und hatte sich erschossen.

In der Haft bestach er die Beamten und regierte sein Imperium weiter, und „genoß“ das Leben hintern Gittern. Aber Frau Willebrand ging der Sache nach und es flog alles auf, Remus wurde verlegt und war eine ganz normaler Gefangener.

Während seiner Haftzeit hinterging ihn seine Frau und verkaufte fast sein gesamtes Imperium und wollte sich von ihm scheiden lassen.

Auf dem Weg zum Gericht hielt Remus Taxi den Wagen an, in dem seine Frau saß, Remus sprang heraus und erschoß sie.

Remus verteidigte sich selbst und wandte wieder die Begründung der „zeitweiligen Unzurechnungsfähigkeit an“, da seine Frau ihm so viel Unheil angetan hatte und wurde für 7 Monate in eine Anstalt eingewiesen.

Er heiratet noch ein 3. Mal und lebte zurückgezogen bis zu seinem Tod in 1952.

Über ihn sind Bücher geschrieben worden und ein Whiskey, der heute noch produziert wird, wurde nach ihm benannt.

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Die Purple Gang

…eine Bande aus jüdischen Einwanderern und der Führung von Abe Bernstein, die vom allem in Detroit ihr Unwesen trieb.

Ein Spezialgebet von ihnen war der Raub von Alkoholtransporten von anderen Banden, bei der sie bis zu 500 Morde begangen haben soll. Die Polizei war das aber ziemlich egal, da die Opfer auch alles Gangster waren und so wurde die purple Gang nicht weiter verfolgt.

Die Bande soll auch an dem sogn. Valentines Massaker beteiligt gewesen sein (s.u.).

Um das mal zu verdeutlichen, welche Karriere Bandenmitglieder machten, hier eine Übersicht:

Name

Geburt

Tod

† Ursache

Spitzname/Alias

Anmerkung

Axler, Abe

 

1931

ermordet

  

Axler, Simon

    

Bruder von Abe Axler

Bernstein, Abe

um 1892

1968

  

Bernsteinbrüder

Bernstein, Irving

    

Bernsteinbrüder

Bernstein, Isadore

   

Izzy

Bernsteinbrüder

Bernstein, Raymond

 

1966

natürlicher Tod

Raymond Shapiro

1931–1964 in Haft; Bernsteinbrüder

Bernstein, William Joseph

   

Bugs Bill / Bill Bursteinowicz

Bernsteinbrüder

Fleisher, Harry

 

1950er

natürlicher Tod

 

Alcatraz-Häftling No. 320

Fleisher, Sam

    

Alcatraz-Häftling No. 327

Fletcher, Eddie

 

1933

ermordet

  

Kaminsky, Abe

     

Keywell, Harry

1910

1997

natürlicher Tod

 

1931–1965 in Haft

Keywell, Philip

    

ab 1930 in Haft

Raider, Morris

    

12–15 Jahre Haft wg. Mord

Miller, Joe

   

Honey Boy

 

Millman, Harry

 

1937

ermordet

  

Milberg, Irving

 

1938

natürlicher Tod

 

ab 1931 in Haft

Selbin, Ziggy

 

1929

ermordet

  

Shapiro, Irving

 

1931

ermordet

 

Bruder von Jacob „Gurrah“ Shapiro

Tolzdorf, John

     
Al Capone

Al Capone hatte den zweifelhaften Ruf, der „berühmteste Verbrecher“ aller Zeiten zu sein. Er trug den Beinamen „Scarface“ auf Grund von zwei Schnittwunden im Gesicht, die er sich bei einer Auseinandersetzung zugezogen hatte.

Über ihn sind Bücher, Filme, Essays, Fernsehsendungen und alles mögliche verfaßt worden. Das hatte aber auch einen Hintergrund, Al Capone liebte die Öffentlichkeit und die Leserschaft verschlang förmlich die Interviews und Berichte über ihn.

In Chicago herrschte er in den späten 20’er Jahren quasi unbehelligt, u.a. auch deshalb, weil die größte Konkurrenz, die „north side gang“ kalt gestellt wurde und ihr Führer (George „Bugs“ Moran) die Stadt verlies.

Auch er baute ein riesiges Imperium auf, was u.a. auch Waschsalons kontrollierte (daher kommt übrigens auch der Begriff „Geldwäsche“).

Man konnte ihm nie eine direkte Beteiligung an einem Verbrechen nachweisen und setzte dann einen jungen „bissigen Hund“ auf ihn an: Eliot Ness. Aber auch dieser biß sich an ihm die Zähne aus und man überführte ihn schließlich nur durch nachgewiesenen Steuerbetrug und er wanderte u.a. in Gefängnis Alkatraz, vor der Küste Kaliforniens. Seine ganzen Morde und Mardaufträge blieben ungesühnt.

Gestorben ist er an Syphilis, die er sich wohl bei einer seiner Prostituierten eingefangen hat.

Seine Geschäftszentren beinhalteten alles, was zur Sünde gehörte: Speakeasies, Glückspiel und Prostitution, alles unter einem Dach, dazu kam noch die Schutzgelderpressung.

Wegen der Prostitution wurde er von seinem Rivalen Moran, gehaßt, da dieser irische Abstammung und streng katholisch war. Ob dieser allerdings mit Gott einen Exklusiv-Vertrag bezgl. verübten Morde hatte, sei dahin gestellt.

 

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Das Valentine Day Massaker

Am 29.4.1929 wurde in einer Garage in Chicago 6 Mitglieder der „North side Gang“ und ein Zivilist mit Maschinenpistolen regelrecht hingerichtet:

Aus Wikipedia:

Die Polizei identifizierte später die sieben Toten:

  • John May (35), der Automechaniker der Werkstatt; hatte wegen Raubes und Diebstahls bereits vor Gericht gestanden.
  • Adam Heyer (40) alias „Frank Snyder“; betrieb eine Hunderennbahn für Moran.
  • Albert Kachellek (42) alias „James Clark“; der Räuber und Einbrecher war mit den Gusenberg-Brüdern beteiligt am Mord an Pasqualino „Patsy“ Lolordo, Präsident der Unione Siciliana und Freund von Al Capone.
  • Peter Gusenberg (39) und
  • Frank Gusenberg (36); die beiden waren die wichtigsten Auftragsmörder der Gang. Frank Gusenberg überlebte den Überfall noch drei Stunden, machte aber, obwohl er bei Bewusstsein war, keine Angaben zu den Tätern.
  • Reinhart H. Schwimmer (29); ein Optiker, der seinen Laden hatte schließen müssen, aber hoffte, einen neuen eröffnen zu können. Er war vermutlich mit Dean O’Banion befreundet und gehörte zum Umfeld der Mobster.
  • Albert R. Weinshank (35); er galt als ein wichtiger Vertrauter Morans. Angeblich hatte sein gesamtes Auftreten Ähnlichkeit mit dem von Moran, weshalb die Killer sich entschieden haben sollen, zuzuschlagen.

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Moran selbst hätte auch erscheinen sollen, war aber beim Frisör aufgehalten worden. Die wahrscheinlich von außen angeheuerten Attentäter wußten auch gar nicht, wie Moran aussah und hielten den gut gekleideten Weinshank für den Boss.

Al Capone wurde verdächtigt, diesen Mord in Auftrag gegeben zu haben, er befand sich zu diesem Zeitpunkt in seiner Villa in Florida. Das Muster allerdings passt genau zu vorhergehenden Taten der Al Capone Bande. Man mietete eine Wohnung an, von der aus man die Verhaltenweisen des Opfers genau studieren konnte und schlug dann zu einem passenden Zeitpunkt zu. Maschienenpistolen und -Gewehre wurden zu der Zeit auch immer beliebter, da sie wie geschaffen für diese Art von Tötungsdelikten waren, aus sicherer Entfernung möglichst viel Schüsse abgeben, um die beste Wirkung zu erzeugen. Das hatte es in Chicago schon oft gegeben, vor daher war diese Tat aber anders, weil sie eben aus nächster Nähe eine regelrechte Hiunrichtung war.

Dieser mehrfache Mord ist in sofern auch bemerkenswert, weil alle Bilder von den Leichen auch erstmalig in der Zeitung abgedruckt wurden. Das sollte ein Meilenstein in der zukünftigen Berichterstattung über Verbrechen darstellen. Die Leser waren zwar angeekelt aber auch gleichzeitig fasziniert…

Das eigentliche Ziel Moran zu ermorden wurde aber nicht erreicht dieser floh nach Kanada.

Das Massaker führte zwar dazu, das sich die Macht von Al Capone deutlich vergrößerte, aber die öffentliche Meinung über ihn schwang um.

Die Tat ist nie ganz aufgeklärt worden und die Täter kamen davon…

Die Wand, an der die 7 Männer erschossen wurden, ist später abgebaut und in einem Saloon aufgebaut worden. Als das zu Protesten führte, wurde sie Stein für Stein als Souvenir verkauft. So etwas gibt es wohl nur in Amerika.., ich verweise hier auf die Story über Bonnie und Clyde, wo ich auf dieses Thema näher eingehe.