07 Störtebecker up’n Richtplatz

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TitelStörtebecker up’n Richtplatz
KomponistTrad.
TextdichterTrad.
BearbeiterM. Hannemann
Dauer03:12
Instrumentevocal
 Martin D45
 Piano
 Posaune: Bernd Nawrat
 Tuba: Gerd Bracht

Fotos: Martin Weygardt, Münster

Was kann man nicht alles über Störtebecker lesen, was für ein furchterregender Pirat er war…nur, es ist alles Quatsch. Einen Klaus (oder Claas) Störtebecker hat es nie gegeben! Ich bin zu Klärung dieser Frage extra nach Lübeck gefahren und habe dort zu diesem Thema eine Ausstellung besucht, in der diese These bestätigt wurde.

Ein Schlag ins Gesicht für die norddeutsche Tourismusindustrie, Störtebecker-Bier, Störtebecker-Brot, Störtebecker-Festspiele, alles basiert auf einem Phantom. Aber lesen wir in Wikipedia nach (Auszug):

Zitat

Das Störtebekerbild wird relativiert durch Forschungsergebnisse, die 2007 in den Hansischen Geschichtsblättern publiziert und am 26. Dezember 2007 in der NDR-Fernsehdokumentation „Der wahre Schatz des Störtebeker[2] einem breiten Publikum vorgestellt wurden.[3][4] Der Historiker Gregor Rohmann kommt zu dem Schluss, dass sich die historischen Quellen zu Klaus Störtebeker auf Johann Stortebeker, Kaufmann, Kapitän und Fehdehelfer aus Danzig beziehen. Johann Stortebeker wird erstmals in deutschen Gerichtsakten im April 1405 erwähnt. Demzufolge wurde er zu einer Geldstrafe verurteilt, weil er eine Handelssperre preußischer Städte gegen England missachtet hatte. Johann Stortebeker wurde am 15. August 1400 von Albrecht von Holland zusammen mit 114 Vitalienbrüdern angeworben, um dessen schärfste Konkurrenz im Handel, die Hanse, zu schwächen. In diesem Abkommen wird ausdrücklich ein Johan Stortebeker genannt. 1413 wurde Kapitän Johann Stortebeker vom englischen König Heinrich V. mit 40 Mann Besatzung unter Vertrag genommen, um englische Handelsschiffe zu beschützen. Rohmann nimmt an, dass Geschichten und Berichte um den Piraten Klaus Störtebeker ihren Ursprung im Danziger Kapitän Johann Stortebeker haben. Sollte sich dies bestätigen, ist Störtebeker weder 1401 auf dem Hamburger Grasbrook hingerichtet worden, noch ist „Nicolao Störtebeker“ aus dem Wismarer Verfestungsbuch mit dem Kapitän Störtebeker identisch. Auch die Zuschreibung des Schädels aus dem Museum für Hamburgische Geschichte wird damit hinfällig – er gehörte damit einem namenlosen Hingerichteten des Mittelalters. Den Piraten Klaus Störtebeker hat es demnach nicht gegeben.

Zitatende

In meiner Story über Bonnie and Clyde habe ich mich ja schon über das Thema ausgelassen, warum Gewalt so verherrlicht wird. Bei diesem Kameraden hier könnte  man das gleiche schreiben, Piraten sind Diebe und Mörder zur See und nichts anderes. Was daran so toll sein soll, ich weiß es nicht. Es gibt sogar  Parteien, die sich nach Dieben und Mördern benennen…unfassbar.

Hier nun der Text des Liedes (gespielt von Fiedel Michel und gesungen von Michael Thaut) auf Hamburger-Platt. Bitte seht mir nach, wenn ich das eine oder andere Wort falsch ausspreche,  ich bin kein gebürtiger Plattdeutscher…

Quelle

Hail Hambörg is nu up de Bäin
Dat wimmelt kör de Straaten
Se willen all de Helden säin
Un wo se´t Leeven laaten

Up´n Richtplatz hält de Menschenschar
Vull steiht an allen Ecken
Baas Rooseveld maakt sück nu klar
Dat Oordeil te vollstrecken

Dann suust dat Biel scharp dör de Lücht
Klaas Kopp rullt up de Planken
Hui da Klaas weer in höchte flüggt
Da geiht he sünder Schwanken

Sieh da off he ok lopen kann
He rennt de Riegg herunner
Dat Volk de Heeren starn hum an
Stumm vör dat grieselk Wunner

Un wedder geiht he Tre vör Tre
Geiht kopplos geiht alleene
Da springt Baas Roosevelt van´t Stee
Smiet hum dat Biel vör de Bäine

Du stammst wall ut de Ofgrund her
Mutt sülmst de Dod die wiecken
Twalf hest du rett, nur rett noch mehr
Sieh wat se alle kiecken

He trüselt, trillt, he steckt de Han
Umsonst na allen Sieden
Un lank vörover fällt he dann
Sin nu vörbi sin Lieden

Still liggt he dar, nu hat de Dod
Di dwungen, Störebecker
Un Hambörg is ut Angst un Not
De Kooplü sün seker

Dat was een Dag, wiet löppt dat Blood
Dör Hambörgs alle Straaten
Een Rover na den andern moet
Mit Klaas sin Leeven laaten

Dies eindrucksvolle Ballade haben wir zum ersten Mal von Helmut Kroon, einem ostfriesischen Lehrer, gehört, der viel Musik aus dem Schatz seiner Heimat gesammelt hat. Sie gehört zu einem fünfteiligen Balladenzyklus über Störtebecker, in dem Stück für Stück die Geschichte der Auseinandersetzung zwischen ihm und der Hanse erzählt wird. Interessant ist die offizielle Freude über Störtebeckers Tod und den Erfolg für die Kaufleute, aber eine Zustimmung oder heimliche Anteilnahme für ihn auf der anderen Seite, die sich in bewundernden Ausdrücken zeigt.